Sicherheitsgefühl

Menschen wechseln zwischen zwei grundsätzlichen Zuständen. Im offenen Modus haben wir Zugang zu intelligenten, kreativen Lösungen und können die Gesamtsituation überblicken. Im verschlossenen, angespannten Zustand sind Intelligenz und Kreativität dagegen wie abgeschaltet. Dann stehen nur noch die Strategien Kampf, Flucht, Kopf-in-den-Sand und Unterwerfung zur Verfügung. 

Was macht den Unterschied? Im Kern benötigt der Mensch drei Dinge: Schutz, Handlungsfähigkeit und Verbundenheit. Alle drei laufen am Ende auf ein Gefühl von Sicherheit hinaus. Schutz ist dabei das Gefühl „passiver Sicherheit“. Handlungsfähigkeit entspricht dem Gefühl „aktiver Sicherheit“. Und Verbundenheit entspricht dem Gefühl von „interaktiver Sicherheit“ oder Sicherheit in der Interaktion. 

Die Sicherheits-Bedürfnisse sind tief in der Neuro-physiologischen Entwicklung des Menschen verwurzelt. Die ältesten Teile unseres Gehirns, wie beispielsweise das Stammhirn, waren schon für die Sicherheit des einzelnen Wesens zuständig, als das Wesen ein Regenwurm war. Etwas jüngere Gehirnteile sind für die Fähigkeit zuständig, Beziehungen zu anderen Menschen zu haben. Und noch jüngere Teile ermöglichen es, ein „Social Animal“ zu sein. So können wir im Gruppen-Kontext leben, wie wir es kennen. 

Der neueste Teil des Gehirns, der Neo-Cortex, ist bei weitem der komplexeste und jüngste Teil. Er liefert uns das Bewusstsein und die Möglichkeit, schwierige Herausforderungen zu bewältigen. Allerdings ist er auch der langsamste Teil des Gehirns. Wenn also einer der älteren Gehirnteile die Sicherheit bedroht sieht, dann ist dessen Reaktion schneller und stärker als unsere bewusste Reaktion. 

Unsere Fähigkeit, mit großen Herausforderungen der heutigen Welt erfolgreich umzugehen, hängt damit stark davon ab, für uns als ganzer Mensch eine Situation von mehrschichtiger Sicherheit zu generieren und aufrecht zu erhalten.



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